Transidente Menschen im Erwachsenenalter

Hat das Outing aus irgendwelchen Gründen in der Jugend nicht geklappt, wird die Transidentität mehr oder weniger gut erst einmal verdrängt oder versteckt.

Die Schule, die Ausbildung oder das Studium wird beendet, das Arbeitsleben begonnen und ein mehr oder weniger großer Bekanntenkreis aufgebaut. Oftmals wird auch geheiratet und eine Familie gegründet, es wird Verantwortung übernommen, also ein vermeintlich normales Leben geführt.

Aber das ist nur der Schein, eine Selbstlüge, denn die angeborene Transidentität lässt sich auf Dauer nicht verleugnen. Früher oder später fangen die Betroffenen an, ein Doppelleben zu führen. Im Arbeitsleben und einem Teil der Freizeit leben sie in der von der Natur optisch zugewiesenen Rolle. Der Rest der Freizeit wird in der empfundenen Geschlechterrolle verbracht, immer mit dem Gefühl, etwas Unrechtes zu tun. Wir glauben, dass im Moment 90% der transidenten Menschen so leben.

Dieser Leidensweg zieht sich aus Angst vor Familienverlust, Ausgrenzungen im Bekanntenkreis und Existenzangst über Jahre oder Jahrzehnte hin, oftmals bis zum völligen psychischen Zusammenbruch.

Ist das Outing dann auf Grund des psychischen Drucks unumgänglich, hat das je nach Toleranz des Umfeldes natürlich Konsequenzen.

Ein stimmiges und glückliches Leben führen zu können, ist für transidente Menschen das höchste Gut und muss schwer erkämpft werden. Für nicht Betroffene ist das von Kindheit an selbstverständlich und es wird kein Gedanke daran verschwendet.

Oftmals ist es leider, durch das Alter bedingt, auch so, dass je nach Veranlagung dieser Mensch immer als Transidenter zu erkennen sein wird, was in jungen Jahren in der Regel nicht so ist.

Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, die erwachsenen Transidenten aufzubauen, die Angehörigen und Bekannten aufzuklären und zu vermitteln. Wir führen Gespräche mit Arbeitgebern und helfen, wenn nötig, neue Arbeit zu finden.

Die betroffene Person wird von uns, neben der Betreuung durch die viel zu wenigen mit der Materie vertrauten Psychologen, auf ihrem Weg begleitet. Wir helfen über Jahre hinweg bei der nötigen Selbstfindung, Positionierung in der Gesellschaft, Bürokratie und eventuellen Operationen mit Rat und Tat. Außerdem organisieren wir gemeinsame Unternehmungen und es entstehen Freundschaften untereinander.

Unsere jahrelange und vielfältige Arbeit mit und für transidente Menschen zeigt uns immer wieder, dass in Sachen Toleranz und Anerkennung noch vieles im Argen liegt.

Das Leben von transidenten Menschen kann nur durch dauernde intensive Information und Aufklärung der Gesellschaft erleichtert werden.

In allen Lebenslagen bedingungslos respektierter Bestandteil der Gesellschaft zu sein, das muss das Ziel der Politik für transidente Menschen sein.